Samstag, 2. Dezember 2017

Glyphosat

Was bewegen wir? Nichts! Petitionen interessieren die Entscheidungsträger einen Scheiß.
Wir müssten einen Großteil der Lebensmittel boykottieren und uns ausschließlich biovegan ernähren. Dafür reicht weder das Angebot noch kann es sich die Mehrheit leisten.
Also fressen wir Glyphosat, meckern rum und warten, bis es wirkt.
Wir erklären unseren Kindern, dass sich da was in ihren kleinen Körpern ansammelt, wofür wir aber nichts können.
Wir sagen ihnen, dass das selbe Zeug auch dafür verantwortlich ist, dass sie keine Insekten und Vögel mehr sehen, dass die Ränder von Äckern braun und tot sind.
Da kann man nichts machen, die Entscheidungsträger sind ja unangreifbar in ihren schicken Bürotürmen, da kriegen wir nicht mal einen Termin, um vorzusprechen.
Wir können den ganzen Tag mit Plakaten vor dem Kanzleramt rumhampeln, Schmitd und Merkel dissen oder dem Europäischen Parlament und Monsanto böse Mails schicken. Das ändert nichts.
Gibt es eine Lücke? Haben wir einen Hebel? Können wir überhaupt irgendwo eingreifen?
Sicher! Es sind nicht Schmidt, Merkel und Monsanto, die das Zeug in der Natur verteilen, es sind Landwirte, die wir in die Pflicht nehmen sollten.
Machen wir aber nicht. Wir sind von Landwirten abhängig, die machen unsere "Lebensmittel".
In jedem Kaff stehen nur ein paar Landwirte einer Dorfgemeinschaft gegenüber, die es zulässt, dass in ihrer unmittelbaren Nähe ein furchtbares Gift ausgebracht wird.
Alle halten die Backen und wer schüchtern nachfragt, lässt sich von marktwirtschaftlichen Argumenten, Konkurrenz und Preisdumping überzeugen. "Da kann man nichts machen, der muss uns vergiften, sonst macht er Verluste". Das ist ganz schön bescheuert, oder?
Auch Baumärkte verteilen das Zeug unter der Bevölkerung, indem sie es beschrubbten Kleingärtnern anbieten. "Da kann man nichts machen, die müssen das Zeug anbieten, sonst machen sie Verluste!" Ist das so? Müssen sie das? Wurde schon mal ein Baumarkt mit seinem giftigen Angebot konfrontiert?
Die Täter sitzen nicht nur in Brüssel, Berlin und den USA, sie sind unter uns, überall verteilt, wir grüßen sie freundlich und halten Smalltalk mit ihnen.
Soziologisch betrachtet ist das zwar interessant, aber auch zum Kotzen blöd und nicht hinnehmbar.
Weder Landwirte noch Gärtner haben das Recht, die Natur zu zerstören und uns zu vergiften, nur weil sie es können, weil man sie lässt und ihnen den Dreck zum Schleuderpreis verhökert.
Sie sind der einzige Hebel, an dem wir ansetzen können und müssen.
Wir können sie fair und freundlich mit Alternativen konfrontieren und wir können anstrengend werden, wenn sie sich dumm stellen.
Wir sind so zahlreich und kreativ, wenn es um Kastor-Transporte oder den Hambacher-Forst geht.
Und dann stehen wir neben dem Acker und glotzen dumm auf den gelben Chemietank hinterm Trecker?
Ich habe leider gerade nicht die Zeit, mich bei allen Landwirten und Dorfgemeinschaften zu melden oder allen Baumärkten auf ihren Facebook-Seiten unbequeme Fragen zu stellen und was es noch alles an Möglichkeiten gibt...
Aber ich bin ja nicht allein auf diesem Planeten. Vielleicht sind ja da draußen ein paar Leute, die aus meinen Gedanken Etwas machen, das uns weiterbringt.
Das wäre schön.

Schlunz