Sonntag, 24. März 2013

Facebook und die Tierschützer

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Auf der weltgrößten Selbstdarstellungsplattform teilen "Tierfreunde" jeden Tag widerliche Bilder, auf denen man sieht, wie Chinesen und Hobby-Tierquäler mit Hunden und Katzen umgehen (untermauert von rassistischen und misanthropischen Kommentaren).
Ich möchte, dass diese zahlreich vorhandenen "Tierfreunde" sich ein paar Dinge klar machen:

Menschen fotografieren andere Menschen, die Tiere erschießen, lebendig häuten oder sonstwie quälen. Das Phänomen gibt es seit der Erfindung der Kamera.

Ob solche Fotos/Filme aus dokumentarischen Zwecken oder aus reinem "Spass an der Freude" entstehen, erschließt sich, wenn man beim Betrachten etwas mitdenkt.

Material aus Schlachthöfen und "Nutztierbetrieben" ist oft dokumentarischer Natur, wie die Arbeit von Dirk Gießelmann. Das zu teilen, halte ich für legitim und wichtig.

Fotos von privaten Jagd- und Tierqualsessions entstehen aus reinem Sadismus. Auch diese Fotos werden auf Facebook fleißig geteilt und kommentiert.

Die Kommentare sind dann meistens verallgemeneinernd und rachsüchtig ("Menschen sind … man sollte sie …"). Obligatorische Folterfantasien mit breiter Zustimmung.

Solch faschistoide Verallgemeinerungen und Aufrufe zur Lynchjustiz kommen selten auf, wenn der Mensch seiner eigenen Spezies gegenübersteht. Dann unterscheiden wir zwischen den "bösen" und den "guten" Menschen (Polizisten vs. Aktivisten, etc.).

Ich glaube, manche von den Tierrechtlern und Tierschützern, die im Netz den Dreck von Sadisten teilen und diesen mit noch größerem Sadismus kommentieren, machen das nur, um der Tierrechtsarbeit zu schaden... Andere machen es, weil sie sich damit von den eigenen Leichen im Keller ablenken... Und ein paar wenige, die ich hiermit erreichen will, haben noch nicht erkannt, dass neben dem Reflektieren auch das Differenzieren von Bedeutung ist.

Amoklauf beginnt nicht am Tatort, er beginnt in unseren Herzen und Gedanken. Für jeden Gedanken, den wir teilen, übernehmen wir Verantwortung und wieweit er zu einer Kettenreaktion führt, können wir nicht beurteilen.

Wenn sich angebliche Ethiker selbst als Teil der allgemeinen Verrohung präsentieren, ist nichts gewonnen!

Merke: Tiere in "Privathaltung" werden schon immer misshandelt, in dieser Gesellschaft ist nicht jeder auf dem gleichen geistigen Entwicklungsstand. Ein weiterer Anreiz für Menschen, die ihre vermeintliche Macht gern am nichtmenschlichen Tier ausleben, ist das öffentliche Teilen der Tat im Internet. Sicher freuen sie sich, wenn sie sehen, wie viele Menschen sich über ihren Dreck aufregen und sich zu schlimmen Aussagen hinreißen lassen.

Wenn irgendwo ein Besoffener seinen Collie poppt oder seine Katzen ins Meer wirft, steht der Kumpel mit der Kamera daneben und weiß um die vielen Tierfreunde, die seinem Video zu internationalem Ruhm verhelfen.

Und kaum hat man seine Gewaltfantasien gegenüber dem Tierquäler gedacht, geschrieben und gepostet, ist man keinen Deut besser...

Wenn Du also wieder mal ein Bild siehst, auf dem man etwas Furchtbares sieht, frage Dich, ob das Teilen wirklich Sinn macht, ob es sich um ein Bild handelt, das sensibilisiert und klar auf einen Umstand hinweist, bei dem es möglich ist, aktivistisch/boykottiv zu handeln, sowohl bei sich selbst als auch in der Gesellschaft – > oder ob es sich um ein Bild handelt, das einfach nur furchtbar ist, um furchtbar zu sein und bis auf fassungsloses Entsetzen keine weiteren Anhalts- und Lösungspunkte bietet.

Bis auf die Verbreitung negativer Energie, deren Ausmaß Du nicht überblicken kannst, wirst Du mit einem solchen Bild nichts erreichen. Das gilt auch für rachsüchtige Kommentare.

Ethik ist Ethik und kein Schlachtfeld! Okay? ;o)


LG, Schlunz 

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