Samstag, 12. Dezember 2009

"Extremisten" und "Terroristen"

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In einem Foren-Thread zum Thema "vegane Gesellschaft" kamen die Begriffe "irre, extrem-radikale, völlig bekloppte Extremisten" und "Terroristen" auf.

Ja... Passt wohl nicht auf alle Veganer, aber sicher auf alle Tierrechtler... Vielleicht passt sich unsere Justiz der österreichischen bald mal an und sperrt solche "Subjekte" weg, bevor noch mehr Menschen zu emotionalem Schaden kommen, weil ihnen radikal die Meinung gesagt wurde.
"Veganterroristen" führen ihren "unheiligen Krieg" gegen "ganz normale und überhaupt nicht extreme Gewalt an Tieren" und berufen sich dabei auf dreiste antispeziesistische Analogien.
Wegen solcher Leute werden harmlose Veganer als "Extremisten" abgestempelt...
Halten Tiere prinzipiell nicht für "nutzbar", setzen bei Lederschuhen Vergleiche zu Lampen aus Menschenhaut, bezeichnen das Töten von nichtmenschlichen Tieren als "Mord" und nennen Honig "Bienenkotze"...
Das ist sicher wesentlich "extremer", als Bolzenschussgeräte und Kükenschredder.
Jeder muss selbst wissen, inwiefern er den Gebrauch von Bolzenschussgeräten und Kükenschreddern durch sein Konsumverhalten sponsert.
Es kann nicht sein, dass auf sich ständig wiederholende liberale Ansätze mit Sarkasmus reagiert wird, denn schließlich handelt es sich nicht um eine Problematik, die Menschen betrifft.
Es geht "nur" um Tiere.
Naja, es geht zwar auch um Menschen, wenn man neben den tierethischen Aspekten die ökologischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Probleme betrachtet, wenn man die Dekadenz im "Luxus Tierleid" und im Nahrungsungleichgewicht erkennt und zu dem Schluß kommt, dass unveganes Verhalten auch Rassismus beinhaltet, aber das ist noch lange kein Grund, radikal zu argumentieren.
Wir sind doch hier nicht auf ner Demo...
Wenn alle mit ner Knarre rumlaufen würden und Amoklaufen gesellschaftsfähig wäre, dann wären radikale Ansätze vielleicht vertretbar, aber es handelt sich ja hier vergleichsweise nur um einen Witz, um etwas, über das man sich bei antivegan.de und hier lustig machen kann...
Speziesismus ist schon viel cooler, als Rassismus. Da hat man gleich Rückendeckung, wenn man mal mit einem "radikalen und völlig bekloppten Extremisten" konfrontiert wird.

Faschistoide Ansätze werden öffentlich nicht geduldet.
Wenn es um Menschen geht, sind die meisten Menschen "extrem" (je nach Zivilcourage).
Wenn jemand sagt "na und, dann bin ich eben ein Speziesist", muss man das gelten lassen, alles andere wäre intolerant, radikal und extrem... Es gibt ja keine Brisanz, die radikale Äußerungen rechtfertigt...
Lasst uns einen "Wischi-Waschi-Veganismus" leben, in dem Tiere weiterhin als "nutzbar" gelten, in dem es keine Tierrechtler, keine Demos, keine Tierbefreiungen, keine unbequemen Analogien und keinen Sarkasmus gibt!
Radikale Ansätze sind "kontraproduktiv" und "abschreckend", die funktionieren nur bei Antipelzkampagnen, Greenpeace-Aktionen, Antiraucherkampagnen und bei Kampagnen gegen Kindes- und Frauenmissbrauch...
Tierleidverwertern bleibt vorbehalten, auf jegliche Kritik mit einem "jetzt erst recht" zu reagieren.

Ich bin ein Mörder, denn Mord verjährt nicht.
Ich probiere, kritikfähig und flexibel zu bleiben und möglichst kein Leid zu verursachen.
Unterscheide ich mich als Tierrechtler, der nicht seine Klappe hält, von anderen Leuten, egal wie sie leben?
Ich bin gesellig, lebensfroh, fit und sicher kein Misanthrop, ich beschimpfe meine Mitmenschen nicht, wünsche ihnen nichts Böses, zwänge ihnen keine Grundsatzdiskussionen auf und ich haue niemandem den Döner aus der Hand.
Dass ich dennoch dort, wo Ethik thematisiert wird, meine Meinung auf den Punkt bringe, macht mich weder zu einem "Terroristen", noch zu einem "völlig bekloppten Extremisten" und das gilt wohl für so ziemlich jeden Tierrechtler, der sich in ähnlicher Art und Weise äußert, wie ich.
Von "Extremisten" und "Terroristen" können wir reden, wenn Bauern verprügelt werden, Fleischereien in die Luft fliegen und Jagdgegner auf Jäger schießen.
Da Tierrechte die Gewalt gegen menschliche Tiere ausschließen, wird das wohl kaum eintreffen.
Das ist sicher schade aus Sicht jener, die einem Dasein als "radikaler Extremist" eine völlig "unextreme und normale Gewalt" gegenüber Tieren vorziehen.
Somit bleibt ihre Ausrede umso schwammiger...
Aber das muss man ja nicht so genau nehmen und solange man ordentlich die Relationen verzerrt, ist man sogar ein "besserer Mensch", wenn man Tiere für "nutzbar" hält.

Wenn ich beim Thema Antirassismus mit drastischen Äußerungen die Brisanz unterstreiche, wird mich niemand einen "Gutmenschen", bzw. "Extremisten" oder "Terroristen" nennen und niemand wird mich fragen, ob ich in allen Bereichen meines Lebens konsequent und ohne "Unvermeidbarkeitsklausel" den Antirassismus lebe, um mir ansonsten das Mitspracherecht zu verweigern.

Es ist noch ein sehr weiter Weg in eine vegane Gesellschaft...

Am 21.05.08 stürmten Einsatzkräfte der Polizeisondereinheit WEGA insgesamt 23 Wohnungen von Tierrechtlerinnen und Tierrechtlern in ganz Österreich. Die Wohnungen wurden laut Zeugenaussagen zum Teil mit gezogenen Waffen gestürmt, Türen trotz (schlafender) Anwesenheit der betroffenen Person aufgebrochen. Computer, Archive, Unterlagen etc. beschlagnahmt. Niemandem der 10 Verhafteten können Taten zugeordnet werden. Es reichte wohl schon aus, dass zumindest einige der Verhafteten langjährig tierrechtlerisch aktiv sind. Die Untersuchungshaft ist zutiefst menschenrechtswidrig, einige Tierrechtler sind in Hungerstreik getreten. Von dieser Repressionswelle ist auch der deutsche Verein die tierbefreier e.V. betroffen.

Die Tierrechtsszene wird durch das Vorgehen bewusst kriminalisiert und entrechtet: erstens rechtsstaatlich, zweitens in der öffentlichen Wahrnehmung. »Wenn es kriminell ist, auf Missstände hinzuweisen und die Bevölkerung über Tierrechte und Veganismus aufzuklären«, überlegt Viola Kaesmacher von der TierrechtsInititiative Rhein-Main (TIRM), »dann besteht unser ganzer Verein aus Terroristen«.
http://www.presseanzeiger.de/meldungen/politik/252441.php