Dienstag, 15. April 2008

"Fanatismus"

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Veganer sind "fanatisch", besonders, wenn sie sich für Tierrechte einsetzen.
Sie sind "intolerant" oder sogar "faschistoid"...
Das hat wohl jeder Veganer schon mal gehört.
Oft sind es vermeintlich intelligente Menschen, die solchen Mist daherplappern.
Intelligenz indiziert sich hierbei über ihren akademischen Grad, ihren beruflichen Status, ihre Bildung und wenn jemand etwas sagt, was anderen als bequem erscheint, ist es völlig egal, ob es Schwachsinn ist, oder nicht.
Da muss man nicht hinterfragen, ob es Sinn macht...
Und wenn man es doch tut?
Dann kommt man über Analogien zu völlig anderen Schlüssen.

Was macht einen Pazifisten aus?
Was tut er? Oder besser: was tut er nicht?
Er unterlässt etwas, das Leid verursacht.
Er greift nicht zur Waffe, tötet keine Menschen, übt sich auch nicht darin und lehnt jegliche Gewalt gegen Menschen ab.
Das gilt für Krieg, Aufstände, Kundgebungen und Sonstiges...
Fakt: Ein Pazifist beteiligt sich nicht am allgemein geduldeten und praktizierten Foltern und Ermorden menschlicher Tierpersonen.

Und was macht einen Veganer aus?
Was tut er? Oder besser: was tut er nicht?
Er unterlässt etwas, das Leid verursacht.
Und zwar so weit es ihm möglich ist, in allen Bereichen seines Lebens.
Das gilt für Nahrung, Kleidung, Körperpflege, Haushalt und Sonstiges...
Fakt: Ein Veganer beteiligt sich nicht am allgemein geduldeten und praktizierten Ausbeuten und Ermorden nichtmenschlicher Tierpersonen.

Ich frage nun jene, die Veganern Fanatismus und Faschismus unterstellen, ob dies auch auf Pazifisten zu übertragen wäre.
Gibt es fanatische und faschistoide Friedfertigkeit?
Kann ein Pazifist mit Sendungsbewusstsein (make love, not war!) fanatisch sein?
Ist seine Intoleranz gegenüber Mord und Todschlag verwerflich?
Gibt es Toleranzgrenzen für Krieg und Völkermord?

Wenn es um Menschen geht, sicher nicht. Da sind sich alle einig.
Das andere, was die Veganer beanstanden und boykottieren, das betrifft aber "nur" Tiere.
Und diese nichtmenschlichen Tiere sind Privatbesitz, sind herrschaftlich untergeordnete Ware und Freiwild.
Der Mensch hat sie durch Abgrenzung seiner eigenen Spezies dazu deklariert und insofern ist die Kritik am Speziesismus sicherlich etwas, das man in einer speziesistischen Gesellschaft als Intolereranz bezeichnen kann.
Doch man kann ganz bestimmt nicht den Begriff des Faschismus einwerfen, denn es geht einem bewusst ethisch handelnden Menschen, ob Pazifist oder Antispeziesist wohl kaum darum, sich von der mordenden Masse in arroganter Weise abzuheben.
Dazu müssten Veganer ein elitäres Bewusstsein haben, das den Umstand beinhaltet, eine kleine Gruppe bleiben zu wollen.
Wäre dem so, würden sie sicherlich nicht versuchen, ihre Mitmenschen vom ethischen Weg zu überzeugen.
Und auch der Fanatismus kann nicht zutreffend sein, so wahr er eben auch nicht auf den Pazifismus anwendbar ist.

Bleibt noch der Vorwurf des "Extremismus".
Es ist für viele unaufgeklärte Menschen extrem, wenn jemand gänzlich auf Tierleid verzichtet.
Sie wissen nichts von der breiten und immer größer werdenden Produkt- und Rezeptpalette veganen Genusses, sie haben absolut keinen Plan von sinnvoller Ernährung und alternativer Kosmetik, sowie Kleidung.
Bis auf einen jämmerlichen Haufen namens "Antiveganer" klammert sich aber kaum jemand verzweifelt an Lügen und so ist Aufklärung in dieser Gesellschaft das A und O.

Und so möchte ich alle Veganer bitten, diese Aufklärung auch zu betreiben, selbst WENN man ihnen erst mal Fanatismus, Extremismus und anderen Mist an den Kopf knallt, denn Ethik ist genauso wenig Privatsache, wie Tierleid und wenn Ethik zu einer Weltsprache werden soll, müssen wir alle den Mund auf machen.
Was soll denn daran extrem sein, wenn jemand in allen ihm möglichen Bereichen auf Tierleid verzichtet, wenn es doch so einfach ist?
Sollte es gute Argumente für Speziesismus und Massenmord an nichtmenschlichen Tieren geben, so müssten wir sie akzeptieren, doch es gibt sie ja nicht.
Das betrifft sowohl das Nahrungsungleichgewicht, die Gesundheit, als auch den global ökologischen Aspekt und die Ethik ganz allgemein.
Wenn Veganer doch die besseren Argumente haben, kann es nicht sein, dass sie sich durch dummes Dahergeplapper über Fanatismus, Extremismus und Faschismus auf die Zunge beißen und schweigen, wie ich es immer wieder erlebe.

Solange nichtmenschliche Tiere für diese Gesellschaft leiden, sind wir ihnen weit mehr schuldig, als auf ihr Leid zu verzichten.
Es kann nicht ausreichen, Tierleid zu boykottieren und sich dann unter Omnivoren und Vegetariern zu schämen, sich in sich zurückzuziehen und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, nur weil der in diesem Artikel erwähnte Unsinn mit hoher Wahrscheinlichkeit als Selbstschutz-Argument von Speziesisten aus der Reserve geholt wird.
Wer vegan lebt, sollte dies auch nach außen tragen, mit Selbstbewusstsein, Sendungsbewusstsein und Stolz.

Also: Nicht dumm daher reden, was einem als bequem erscheint und nicht alles unkommentiert im Raum stehen lassen, was andere sagen. ;o)

Schlunz


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