Donnerstag, 27. Dezember 2007

Unsinn und vegane Mythen

***

"Für Deine Sojawürstchen werden Regenwälder abgeholzt, das stellt Dich mit uns Fleischessern auf eine Stufe!"
Musste ich mir neulich anhören, als ich gerade den Mund voll (Sojawürstchen mit Senf im Brötchen) hatte.
Hab mich verschluckt, wär fast erstickt, das läuft wohl unter Mordversuch...
Machen "die" gern, wenn ich den Mund voll hab und wenn der Mordversuch misslingt und ich mit leerem Mund zum Konter ansetze, sind sie weg oder wechseln dreist das Thema.
Sind aber nicht alle so... ;o)

Leider kommen viele Klischees weit über das Verfallsdatum.

"Tierliches Eiweiß ist wichtig für Kraft und Muskeln."
Falsch! Die Aminosäuren tierlicher Herkunft bringen dem Menschen keinen Vorteil im Vergleich zu veganen. Weder lebt der Mensch durch sie gesünder, noch baut er mit ihnen besser  Muskeln und Hirnmasse auf.
Der vegane Arzt und Bodybuilding-Weltmeister Alexander Dargatz hat dies genauso eindrucksvoll bewiesen, wie Dave Scott (sechsfacher Iron Man) und "Strongman" Patrik Baboumian.

Dasselbe gilt für vegane Öle, Fette und Fettsäuren.

"Tofu ist wabbelig"
Ich glaube, wer Tofu kocht, stellt auch Konservendosen in die Mikrowelle und wirft Nudeln in kaltes Wasser. Das macht sicher kein Mensch...
Wie kommen die Leute also auf den Trichter, Tofu sei wabbelig?
Sie haben es im China-Restaurant oder beim Asia-Imbiss probiert.
Chinesen marinieren Tofu in Soja-Sauße. Diese enthält Enzyme, welche die Aminosäuren denaturieren, sprich: sie spalten Eiweißketten.
So macht man auch Fleisch "zart", Tofu wird dadurch in seiner Konsistenz schwammig und krümelig.
Beim Erhitzen, egal ob im Wok oder in der Pfanne, können die Eiweißketten keine feste Struktur bilden.
Unmariniert wird Tofu leicht zäh bis knusprig, je nach dem wie lange und scharf man ihn anbrät.
Tofu in dünnen Scheiben oder in kleinen Würfeln, scharf angebraten, gut gewürzt und knusprig-braun ... kann nicht wabbelig sein. Es ist Eiweiß und somit reagiert es in der Pfanne genauso, wie das Eiweiß in Fleisch oder Eiern, entwickelt fast identische Brat-Röst- und Räucheraromen.. Selbiges gilt für Seitan (Weizen-Eiweiß).

"Tofu wirkt auf den Östrogenhaushalt des Körpers!"
Soll wohl so sein. Allerdings muss man dann wohl täglich Unmengen von Tofu essen, sowahr ich keine Verweiblichung bei mir bekannten Veganern feststellen kann.
Wenn der Mensch 2-3 Mal in der Woche Tofu isst und an anderen Tagen Weizeneiweißprodukte (Seitan), Lupineneiweiß oder Hülsenfrüchte konsumiert, bleibt die hormonelle Wirkung von Tofu in jedem Fall aus. ;o)

"Ohne Fleisch, Eier und Milch bekommst Du B12-Mangel und infolge dessen Anämie."
Blutbilder, die einen latenten Mangel beinhalten, sind kontraproduktiv, aber was mir mein Arzt in die Hand drückte, find ich richtig gut. ;o)
B12 auf 700 pg/ml (unterster Grenzbereich 200-300) nach sechs Jahren konsequentem Veganismus...
Scheinbar reicht mir der regelmäßige Genuss von Sojamilch und anderen Produkten mit B12.
Eisen steht bei mir auf 155 µg/dl, Calzium auf 2,34 mmol/l, Cholesterin auf 166 mg/dl, und alles andere ist auch voll im Lot.
Ich habe noch nie etwas extra supplementiert und ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich kein Mensch ein Beispiel an meiner Supplementierfaulheit nehmen soll, denn jeder Mensch ist physisch anders konditioniert, aber ich möchte hiermit auch zeigen, dass eine ausgewogene vegane Ernährung kein Problem darstellt.
B-12 wird mittlerweile fast überall untergemischt, frag mich nicht, warum, man kommt kaum dran vorbei.
Nachtrag: 12 Jahre vegan und um genau so viel werd ich immer wieder jünger geschätzt...
Könnte Bäume ausreißen, wenn ich sie nicht so mögen würde...
Die vielen Veganer, die ich kenne, sind ähnlich unterwegs und nirgendwo B-12-Mangel...

"Ich steh nicht an der Spitze der Nahrungskette, um Salat zu essen."
Dazu ein simpler Cartoon:




"Wenn ich das nicht kaufe, kauft es ein anderer"...
Wenn da was dran wär, gäbe es sicher nicht so viel Gammelfleisch im Handel... ;o))

"Wenn alle Menschen vegan leben würden, gäbe es nicht genug Platz, um die pflanzliche Nahrung anzubauen."
Über die Hälfte des weltweit angebauten Soja und Getreides landet in den Mägen der "Nutztiere" und wird somit zu Fleisch, Milch und Eiern "veredelt", hinzu kommt Biosprit (während die Dritte Welt hungert). Es gibt also mehr Platz, als benötigt.

"Wenn alle Menschen dieser Gesellschaft vegan leben würden, würde sich für die Dritte Welt nichts verändern..."
Das mag sein, denn der Welthunger hat im Angesicht von Biosprit und Mais-Füllmaterialien andere Gründe. Der Wegfall der "Veredelung" von Getreide und Soja könnte allerdings die Preisdifferenzen relativieren, durch welche politisch Druck ausgeübt wird. Dann wäre Getreide Getreide und es würde nicht in "Viehfutter" für reiche Länder, "Viehfutter" für arme Länder und "sonstiges Getreide" unterschieden.
WIR bestimmen durch unser Verhalten den Markt und damit die Marktwirtschaft. WIR haben es zu verantwoten, wenn aus Tonnen von Getreide ein paar Kilo Fleisch und ein paar Liter Milch gewonnen werden. Es ist in jedem Fall dekadent!
Getreide, das aus Flüssen gespeist wird, die zunehmend versanden, Soja aus Regenwäldern...
WIR steuern den Wasserhaushalt und die Armut dieses Planeten.

"Veganer wollen, dass die Nutztiere aussterben!"
Wäre das wirklich so schlimm?

"Konsequent vegan zu leben, ist nicht zu 100% realisierbar und deshalb lasse ich es einfach sein."
Ja, es ist nicht zu 100% realisierbar. Medikamente, Kreuzkontamination, irgedwas is ja immer...
Interessanter Weise bringen es Menschen sehr selten auf 100% und dennoch rappeln sie sich auf, ziehen Dinge durch...
Unethisches zu unterlassen, ist gar nicht so schwer und: Der VEG ist das Ziel! ;o)

LG, Schlunz

***