Sonntag, 1. Juli 2007

Eskimos, Löwen und vegan ernährte Hunde...

Wer nicht vegan leben will, beruft sich gern auf wilde Tiere, indigene Völker und anderen ethnische Gruppen, die zu den "Natur"- oder "Urvölkern" gehören. Viele leben seit der Völkerwanderung so ursprünglich, wie unsere Vorfahren.
Es gibt südamerikanische Stämme, Buschmänner und Papuas, die weder wie manch Eskimo über die Vor- und Nachteile industriellen und technischen Fortschritts verfügen, noch großflächigen Ackerbau betreiben.
Yanonamis leben im Regenwald, Papuas an Berghängen und Buschmänner in der trockenen Savanne. Wenn ich diesen Menschen vegane Grundethik abverlange, sollte ich davon ausgehen, dass sie über die Aspekte aufgeklärt sind.
Mit Massentiertransporten und Umweltzerstörung durch Massentierhaltung haben sie nichts zu tun.
Sie leben nicht den dekadenten Wahnsinn der Industriestaaten.
Ackerbau, Hülsenfrüchte, Tofu, Seitan und Sojageschnetzeltes sind ihnen fremd. Sie ernähren sich so, wie sie es gelernt haben und essen das, was ihnen in die Finger kommt.
Tierethik gab es schon zu vorchristlicher Zeit, doch sie kam immer nur dort auf, wo auch die Alternativen gegeben waren.
Und das ist der entscheidende Punkt. Es kann uns völlig egal sein, was diese Menschen machen, denn wir haben die Alternativen und die haben wir gefälligst zu nutzen.
Für riesige Rinderherden der "zivilisierten" Welt werden ihre Wälder abgeholzt und wenn wir jetzt noch darüber debattieren, sie in veganer Tierethik zu unterrichten und ihnen nen Bioladen in den Dschungel zu stellen, machen wir uns genauso schuldig, wie einst christliche Missionare.
Bei vielen Eskimos sieht die Sache anders aus. Sie leben inzwischen überwiegend in Kleinstädten mit Läden, in Häusern mit Internet, sie haben Motorschlitten, Motorboote und Gewehre...
Ein menschliches Tier ist nach seiner Umwelt, seinen Optionen und seiner Prägung zu beurteilen.
Dort, wo einstige Naturvölker bewusst die Vorteile der "Zivilisation" nutzen, können sie sich nicht mehr auf archaische Traditionen berufen.
Doch da so weit nördlich -ohne einen hohen Energieaufwand- keine autark betriebene vegane Ernährung gewährleistet werden kann und diese Menschen nach wie vor überwiegend von der Jagd leben, müsste man ihnen Raten, nach Süden zu ziehen.
Man müsste ihnen raten, aufzuhören, Eskimos zu sein.
Ich bin hier in Deutschland aufgewachsen und ich kann mich nur bedingt in einen Eskimo hineinfühlen, denn das Input, mit dem er aufgewachsen ist, unterscheidet sich stark von meinem.
Eine Diskrepanz, die mir untersagt, ihn zu verurteilen und die gleichzeitig jedem unvegan lebenden Menschen der westlich "zivilisierten" Welt das Recht abspricht, ihn als Beispiel oder Vorwand für eigenes Fehlverhalten zu benutzen.
Eskimos bilden in ihrer Ethik und in ihrem Weltverständnis einen eigenen Kosmos.
Ihr Leben und Handeln, hat nichts mit unserer Gesellschaft zu tun.

Dasselbe gilt für Löwen, Bären, Spinnen, Haie, Pottwale, Ameisen, Raubmöven und Pinguine.

Und was ist mit den Hunden und Katzen, für die Veganer fordern, sie vegan zu ernähren? Ist es nicht unnatürlich, ihnen kein Fleisch zu geben?
Dazu muss man erst mal fragen, was an unseren Haushunden und Hauskatzen noch natürlich ist.
Wir muten ihnen zuchtbedingte "Verstümmelungen" und Neurosen zu.
Kurze Beine, Glubschaugen, Schlappohren, kurzatmig, ständig am Sabbern...
Bulldoggen, Dackel, Pinscher, Nacktkatzen, Knautschnasen...

Sie sind unsere "Kreationen", praktisch, handlich, pflegeleicht...
Wir haben sie völlig denaturiert und ihnen schon lange ihre Würde genommen. Warum sollten wir dann bei ihrer Ernährung so tun, als hätten wir es mit Wolf und Falbkatze zu tun?
Sie sind kein Teil der Natur und sie essen seit Ewigkeiten das, was ihnen der Mensch von seiner unveganen Ernährung übrig lässt.
Vegane Hunde- und Katzennahrung enthält seit Langem alles, was Hund und Katze brauchen. Und das sind eben nicht Leichenteile, sondern Stoffe, die ihre natürlichen Vorfahren in Leichenteilen fanden.
Wer das ignoriert, schiebt diese Tiere genauso als Argument vor sein eigenes unveganes Verhalten, wie es andere Nichtveganer mit Naturvölkern und Löwen machen.
Wir müssen Hunde und Katzen genauso separiert betrachten, wie uns selbst, wie unsere Autos, Flugzeuge und Microchips.
Wir haben sie "kreiert", womit wir eine Verantwortung übernommen haben und wir haben die Pflicht, sie in eine vegane Grundethik miteinzubinden, statt andere Tiere für sie auszubeuten und zu ermorden.
So einfach ist das.

Siehe hierzu auch "Das Prinzip"

Schlunz

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